Berufsanfängern, die sich für sie
Selbständigkeit entschieden haben, stellt sich gleich zu
Anfang Ihrer Tätigkeit eine entscheidende
organisatorische Frage: Soll eine Kanzleisoftware
verwendet werden, und wenn ja, welche? Hinsichtlich der
ersten Frage sei zunächst auf den Beitrag von Nicole
Klug
"Kanzleisoftware
– Kosten und Nutzen des Einsatzes" verwiesen;
allgemein lässt sich wohl sagen, dass ohne eine
Kanzleisoftware ein effizientes Arbeiten dauerhaft kaum
möglich sein wird. Wendet sich der Berufseinsteiger nun
mit der Frage nach der geeigneten Kanzleisoftware an
erfahrene Kollegen, empfehlen diese spontan meist nur
einen der großen vier: RA-Micro, AnnoText, ReNoStar und
Phantasy (DATEV). Ein echter "Geheimtipp" ist LawFirm
von der kanzleirechner.de GmbH. Obwohl dieses Programm
bereits seit 1994 Rechtsanwälten zur effizienten
Verwaltung Ihrer Akten und Kanzleidaten dient, also als
ein eingeführtes und langwierig bewährtes Produkt
bezeichnet werden kann, ist LawFirm bisher noch
weitgehend unbekannt. Besonders interessant für
Berufseinsteiger dürfte dabei sein, dass LawFirm als
Standard-Version mit leicht eingeschränkter
Funktionalität bereits ab 350,- € erhältlich
ist.
Anwender mit durchschnittlichen Windows-
bzw. Office-Kenntnissen können die Installation ohne
Hilfe eines Fachmanns vornehmen. LawFirm ist mit einer
sehr guten Installationsroutine ausgestattet, so dass
das Aufspielen der Software problemlos erfolgt. Angenehm
ist, dass LawFirm, im Gegensatz zu einigen
Konkurrenzprodukten, sehr niedrige Anforderungen an die
Hardware stellt. Für ein zügiges Arbeiten empfiehlt der
Hersteller einen Pentium III 500 MHz mit 128 MB
RAM-Speicher; es werden die Betriebssysteme MS Windows
98 / 98 SE / ME / NT 4 / 2000 / XP / 2003 unterstützt.
Daneben sollte der Nutzer über MS Word 97 / 2000 / XP /
2003 verfügen.
LawFirm bietet dem Anwalt eine
Vielzahl nützlicher Funktionen, die die tägliche
Mandatspraxis deutlich erleichtern. An erster Stelle
muss hier die Möglichkeit der Führung einer
'elektronische Akte' genannt werden: Legt der Nutzer
z.B. zu dem Mandat Müller ./. Meier eine solche an, so
kann er nicht nur die Adressen des Mandanten und des
Gegners, sondern auch gleich die des zuständigen
Gerichts, der Zeugen und der Rechtsschutzversicherung
mit dieser Akte verknüpfen. Zudem werden alle zu dieser
Akte verfassten Schreiben automatisch zu dieser
gespeichert – auf Knopfdruck ist später eine Auflistung
erhältlich, welche Schreiben wann an wen gesendet
wurden. Zudem kann eine Kurzbeschreibung des Inhaltes
hinzugefügt werden. Gerade bei Mandaten, die sich über
Monate hinziehen, erweist sich dies als großer
Vorteil.
Auch beim Verfassen von Schreiben
unterstützt LawFirm den Anwalt unauffällig und
effizient: Wählt der Nutzer vor dem Verfassen eines
Schreibens den Empfänger aus einer Liste aus, so wird
dessen Adresse automatisch eingefügt. Wählt man z.B. die
Option "Vorab per Telefax", wird auch die Telefaxnummer
eingefügt, wählt man die Option "Kollege", so endet der
Brief automatisch mit der Floskel "mit freundlichen
kollegialen Grüßen".
Zur Sicherstellung der
Einhaltung der anwaltlichen Berufspflicht, keine
widerstreitenden Interessen zu vertreten, sieht LawFirm
eine Kollisionsprüfung vor, welche automatisch bei
Eingabe einer neuen Akte läuft. Ein entscheidendes Manko
der Standard-Version von LawFirm liegt darin, dass diese
keine Funktionen zur Termin- und Fristenkontrolle
vorsieht. Denn letztere spielen im Anwaltsleben
bekanntlich eine entscheidende Rolle, schließlich führen
verpasste Fristen schnell zu Haftungsfällen. Diese
Funktionalität wurde selbstverständlich nicht vergessen,
sondern der Professional-Version von LawFirm
vorbehalten. Indessen erscheint dieser Wermutstropfen
angesichts des extrem günstigen Preises der
Standard-Version letztlich als akzeptabel. Denn in der
Regel haben Berufsanfänger noch eine überschaubare
Anzahl von Akten, so dass Fristen und Termine auch
entweder über den klassischen Kalender oder über Outlook
verwaltet werden können. Läuft die Kanzlei erst einmal
so gut, dass die Anzahl der Akten (und damit der
Fristen) sprunghaft steigt, wird dem Anwalt der Umstieg
auf die Professional-Version (Zuzahlung: 570,- €) auch
finanziell leichter fallen.
Allgemein ist zu
bemerken, dass LawFirm sich von Konkurrenzprodukten
durch seinen besonders ergonomischen Aufbau
unterscheidet. Dies bedeutet, dass alle Daten und
Fenster so angeordnet sind, dass der Anwender sich
leicht orientieren kann, an welcher Stelle in der
Programmbedienung und bei welchem Datensatz (Akte,
Adresse etc.) er sich gerade befindet. Zudem werden
Fensterwechsel, die ja auch immer mit einem
Konzentrationswechsel verbunden sind, auf ein Minimum
reduziert. So werden nicht nur Zeitverluste durch
"Herumirren" in verschiedenen Ebenen und Fenstern
verhindert, sondern auch das Arbeiten gestaltet sich
deutlich entspannter.
Selbstverständlich kann man
sich die Bedienung von LawFirm anhand des beigefügten
Benutzerhandbuches erarbeiten – allerdings zeigt die
Erfahrung, dass kaum ein Software-Anwender sich
ausführlich mit Benutzerhandbüchern beschäftigt. Meist
landen diese in der Ecke und man versucht, es per
irgendwie "intuitiv" hinzukriegen ("Learning-by-doing").
Als eine kleine Sensation muss man insofern wohl die in
LawFirm enthaltenen "Schulungsvideos" bezeichnen. Es
werden nämlich zusammen mit dem Programm eine Vielzahl
kurzer Videodateien installiert, welche dann am PC
angesehen werden können. In diesen jeweils ca. 5-15
Minuten langen Filmen werden dem Nutzer einzelne
Funktionen des Programms anschaulich vorgeführt und
anhand konkreter Beispiele erklärt. Dies führt dazu,
dass das Programm bereits nach wenigen Stunden
funktional im täglichen Kanzleiablauf eingesetzt werden
kann.
Gesamteindruck:LawFirm ist auch
in der preisgünstigen Standard-Version – abgesehen von
den Funktionen zur Termin- und Fristenkontrolle – eine
umfassend funktionale Kanzleisoftware, die den
Berufsanfänger in seiner täglichen Praxis optimal
unterstützt. Durch die ergonomische Gestaltung und die
beigefügten Schulungsvideos ist das Programm schnell
erlernbar und innerhalb kürzester zeit voll
einsatzfähig. Der einmalig zu entrichtende Kaufpreis ist
im Marktvergleich ausgesprochen günstig, zumal keine
Zusatzkosten für Updates und monatliche Wartung
anfallen. Insgesamt kann LawFirm dem Berufsanfänger in
jeder Hinsicht zum Kauf empfohlen
werden.